Mit Chitosan auf Verbrecherjagt
Chitosan wird bereits vielseitig in der Pharmazie, Medizin oder Lebensmittelindustrie genutzt. Ein weniger erforschtes Anwendungsgebiet ist die Forensik um z.B. Fingerabdrücke sichtbar zu machen. In dem folgenden Artikel wollen wir Ihnen eine Studie vorstellen in der die einzigartigen Eigenschaften von Chitosan gekoppelt mit Lysin genutzt werden, um als Pulver latente Fingerabdrücke auf Glass und Gummioberflächen zu visualisieren.
NEUARTIGE CHITOSAN/TRIPOLYPHOSPHAT/L-LYSIN-KONJUGATE ZUM NACHWEIS UND ZUR VERSTÄRKUNG LATENTER FINGERABDRÜCKE
A novel chitosan/tripolyphosphate/L-lysine conjugates for latent fingerprints detection and enhancement. Vučković, N.; Glođović, N.; Radovanović, Ž.; Janaćković, Đ.; Milašinović, N., J Forensic Sci. 2021 Jan;66(1):149-160. https://doi.org/10.1111/1556-4029.14569
Die Anordnung der Rillen und Furchen auf der Fingeroberfläche sind für jeden Menschen einzigartig. Aus dem Grund sind Fingerabdrücke nach wie vor ein wichtiges physikalisches Beweismittel, wenn es darum geht Verbrechen aufzuklären. Dabei gibt es drei Arten von Fingerabdrücken in der Spurensicherung: der sichtbare, patente Fingerabdruck, der plastische Fingerabdruck und der nicht-sichtbare, latente Fingerabdruck.
Latente Fingerabdrücke werden auf Oberflächen sekretiert und bestehen aus einer Mischung aus Talg, Schweiß und apokrinen Sekret. Um diese sichtbar machen zu können, werden in der Spurensicherung verschiedene Farbstoffe und Pulver aufgetragen. Allerdings sind die Substanzen oft giftig beim Einatmen, weshalb aktuell verstärkt Biopolymere, wie z.B. Chitosan, zum Visualisieren von Fingerabdrücken untersucht werden.
Chitosan ist dabei besonders interessant, weil es über seine Struktur und polykationische Ladung in der Lage ist, Flüssigkeiten des latenten Fingerabdrucks durch elektrostatische und lipophile Interaktionen zu binden. Neben Chitosan kann auch Lysin mit den Bestandteilen aus dem sekretierten Schweiß z.B. Kalziumionen, Aminosäuen und Lipiden zu interagieren. Aus dem Grund wurde in der vorgestellten Studie Chitosan und Lysin über Natriumtripolyphosphat (TPP) gekoppelt und deren Anwendung als Pulver zum Nachweis und der Verstärkung von latenten Fingerabdrücken untersucht. Verglichen wurden dabei Chitosan gekoppelt mit TPP (Verhältnis 6:1 und 1:1) und Chitosan gekoppelt mit TPP und Lysin (Verhältnis 6:1:1 und 1:1:1) auf Glas und gummiartiger Oberfläche. Als Referenz diente das in der Spurensicherung häufig verwendete BVDA Magnetic Silver Powder.
ERGEBNISSE
- die Chitosan-TPP-Lysin Pulver waren einfacher zu vermahlen und besaßen eine feinere Struktur als die Chitosan-TPP-Pulver
- auf der Gummioberfläche waren ausschließlich nur Ergebnisse für Talg-Fingerabdrücke beobachtbar
- bei trockenen Fingerabdrücken war keine Detektion möglich
- auf der Glasoberfläche war eine deutlich bessere Visualisierung der Fingerabdrücke zu beobachten
- akzeptable Ergebnisse für Chitosan-TPP-Pulver, allerdings deutlich verbessert in Chitosan-Lysin-Konjugaten→ Ergebnisse von Chitosan-TPP-Lysin 6:1:1 waren vergleichbar mit BVDA Magnetic Silver Powder
- Verbesserte Visualisierung mit erhöhten Chitosangehalt
- Bessere Visualisierung von Fingerabdrücken nach Lagerung unter feuchten anstatt trockenen Bedingungen
- Gute Bilder mit Chitosan-TPP-Lysin 6:1:1 auch nach 3 bzw. 6 Monaten feuchter Lagerung
Schlussfolgerungen: In der Studie wurde das Potential von Chitosan-TPP-Lysin Konjugaten für die Detektion und Verstärkung von latenten Fingerabdrücken gezeigt. Die verschiedenen Pulver waren in der Lage Schweiß und Talg der Abdrücke über lipophile und elektrostatische Wechselwirkungen zu binden und somit sichtbar zu machen. Dabei stellte sich heraus, dass Chitosan-TPP-Lysin Konjugate bessere Ergebnisse zeigten als die ohne Lysin. Durch die nicht-toxische Natur von biopolymerbasierten Pudern, könnte zukünftig das Arbeitsumfeld für Spurensicherer in der Kriminalistik sicherer und effizienter gestaltet werden. Link zum Artikel: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/1556-4029.14569